Der weltberühmte Komponist Othmar Schoeck und sein bescheidener Bischofszeller Lieddichter und Apotheker Armin Rüeger wurden «wiederbelebt»: Dafür sorgte auch Rüegers Enkelin Veronika Bosshard. Sie erinnert sich gerade sehr viel an ihre Jugendzeit zurück, und zwar wegen der Sonderausstellung im Museum Bischofszell, das gleich vis-à-vis des Hauses steht, wo die altehrwürdige Apotheke war und wo sie heute wohnt.
Dieses Jahr ist für die Bischofszellerin Veronika Bosshard ein besonderes, weil mit der Sonderausstellung über ihren Grossvater und Apotheker Armin Rüeger viele Jugenderinnerungen hochkommen. Sie freut sich, dass die Sonderausstellung noch bis Ende Oktober geöffnet bleibt und dass Besuchende aus nah und fern bislang unbekannte Facetten aus dem Leben ihres Grossvaters erfahren, der eine tiefe Freundschaft mit Othmar Schoeck pflegte, einem der bedeutendsten Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Armin Rüeger (1886 bis 1957) erlangte vor allem Bekanntheit durch drei Libretti, die er für seinen Freund Othmar Schoeck verfasste.
Details aus bewegtem Leben
Der Grossneffe des Komponisten und Leiter des Schoeck-Festivals in Brunnen, Alvaro Schoeck, weiss um die musikalische und dichterische Bedeutung dieser ungewöhnlichen Freundschaft. Rüeger sei das «perfekte Pendent» von Schoeck gewesen und der einzige Freund, der ihm zeitlebens treu zur Seite gestanden sei. Bosshard erwähnt gerne spannende Details aus dem bewegten Leben des Apothekers, der sich auch als Kulturschaffender engagiert habe. Sie wohnt seit einigen Jahren wieder im Haus ihres Grossvaters, und ihre Mutter habe die Apotheke Rüegers weitergeführt. Es sei für sie eindrücklich gewesen zu erfahren, dass er das «Wesen der Menschen spürte und wofür sie sich eignen». Er sei ein tiefgründiger Mensch gewesen. Die Apotheke habe er erfolgreich führen können, weil er auf gute Mitarbeitende habe zählen können, erzählt Bosshard. Er habe aber oft auch nachts bei einem Glas Wein gedichtet.
«Unglaubliche Leistung»
Rüeger habe sehr viel Medikamente selber gemacht, sagt die Cousine von Veronika Bosshard, Silvia von der Waerden. Es sei fast «unglaublich, was er alles bewerkstelligt hat». Es sei sehr schön zu sehen, dass «dieser zurückgezogene Mensch nun so ein Publikum bekommt». Solche Menschen hätten es verdient, nicht vergessen zu gehen. Indes: Veronika Bosshard windet ihrer Grossmutter ebenfalls ein Kränzchen: «Wenn sie nicht geschaut hätte, dass der Karren läuft, wäre es den Herren Rüeger und Schoeck nicht möglich gewesen, dermassen viel zu leisten.»
Bis heute hallt Kultur nach
Dies hat sich offensichtlich auch in seinen Liedtexten, Aquarellen und im Marionettentheater widerspiegelt, das Rüeger gründete. Diesen vielseitigen Interessen hätten nicht nur Schoeck, sondern auch das kulturelle Leben in Bischofszell viel zu verdanken. Bosshard erzählt beispielsweise, dass er sich für den Bischofszeller Kulturverein Literaria engagiert habe und durch seinen weitreichenden Bekanntenkreis viele Persönlichkeiten aus der Schweiz für Referate eingeladen habe.
In einem gut dokumentierten Raum im Museum Bischofszell lernt man die beiden Freunde Rüeger und Schoeck und ihren Werdegang kennen und kann unter anderem in gemeinsame Musikstücke der beiden oder in Erzählungen über Rüeger und Schoeck hineinhören.
Mehr Infos: www.rueeger-schoeck.ch
Christa Liechti, Präsidentin Museumsgesellschaft Bischofszell
Die Enkelin des berühmten und doch unbekannten Bischofszeller Operndichters Armin Rüeger schwelgt an der Sonderausstellung in Erinnerungen: Veronika Bosshard.